3. lichtreiches Geheimnis. Die Verkündigung des Reiches Gottes

"Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!"

Markusevangelium

"Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!

Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihr Netz auswarfen; sie waren nämlich Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm."

Mk 1, 14-18

Texte des heiligen Josefmaria

Wahrheit und Gerechtigkeit, Frieden und Freude im Heiligen Geist, das ist das Reich Christi: das göttliche Handeln, das die Menschen erlöst.

Christus begegnen, 180

Christus beginnt seine Predigt auf Erden nicht mit einem politischen Programm, sondern mit der Aufforderung: Kehret um! Denn das Himmelreich ist nahe. Er beauftragt seine Jünger, diese frohe Botschaft zu verkünden, und Er lehrt uns, im Gebet die Ankunft des Reiches zu erbitten. Ein heiliges Leben, das ist das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit; das ist es, was wir zuerst suchen sollen, das ist das einzig wirklich Notwendige.

Die Erlösung, die Christus verkündet, ist eine Einladung, die Er an alle richtet: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit bereitete. Und er sandte seine Knechte aus, die Eingeladenen zur Hochzeit zu rufen. Deswegen offenbart uns der Herr: Das Reich Gottes ist mitten unter euch.

Keiner bleibt von der Erlösung ausgeschlossen, wenn er sich frei den liebevollen Forderungen Christi fügt: von neuem geboren zu werden, wie die Kinder einfach im Geiste zu werden, aus dem Herzen alles zu verbannen, was uns von Gott trennt. Jesus erwartet Taten, nicht nur Worte. Er verlangt einen entschlossenen Einsatz, denn nur jene, die kämpfen, werden das ewige Erbe erlangen.

Die Vollendung des Reiches, das endgültige Urteil über Rettung oder Verdammnis, geschieht nicht auf dieser Erde. Jetzt ist das Reich wie ein Samen, wie das Wachsen eines Senfkornes; seine Vollendung wird wie ein Fischfang sein: das Netz wird ans Land gezogen, und die Guten wie die Bösen werden ihrer Bestimmung übergeben. Solange wir aber auf Erden leben, gleicht das Reich dem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Maß Mehl mengte, bis das Ganze durchsäuert war.

Wer begreift, was das für ein Reich ist, von dem Christus spricht, der versteht auch, daß es sich lohnt, alles aufs Spiel zu setzen, um es zu erlangen; es ist die Perle, die der Kaufmann erwirbt, nachdem er seinen ganzen Besitz verkauft hat, der Schatz, der im Acker entdeckt wird. Das Himmelreich ist schwer zu erobern; und keiner kann sich seiner sicher sein; aber das demütige Rufen eines reumütigen Menschen öffnet weit seine Tore. Einer der Schächer, die mit Christus gekreuzigt wurden, fleht Ihn an: Herr, gedenke meiner, wenn Du in Dein Reich kommst! Und Jesus sprach zu ihm: „Wahrlich, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein.“

Das Reich Christi: das ist mehr als eine Redewendung oder Floskel. Christus lebt, auch als Mensch, mit demselben Leib, den Er bei der Menschwerdung angenommen hat, der nach dem Tod am Kreuz auferstand, und der nun, mit der menschlichen Seele vereint, in der Person des göttlichen Wortes verherrlicht ist. Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, lebt und herrscht und ist der Herr der Welt. Nur durch Ihn wird alles Lebendige am Leben erhalten.

Christus begegnen, 180

Das Himmelreich erleidet Gewalt, und die Gewalt gebrauchen, reißen es an sich (Mt 11,12). Diese Gewalt ist nicht gegen andere gerichtet. Sie ist die Stärke im Kampf gegen die eigenen Schwächen und Erbärmlichkeiten, der Mut, die persönlichen Treulosigkeiten nicht zu vertuschen, und die Kühnheit, den Glauben auch in feindseliger Umgebung zu bekennen.

Christus begegnen, 82

In den Sorgen des Alltags, wenn es gilt, den Hang zum Egoismus zu überwinden, oder wenn wir uns über die Freundschaft mit anderen Menschen freuen, immer muß der Christ Gott begegnen. Durch Christus und im Heiligen Geist hat der Christ Zugang zum inneren Leben des Vaters, und er geht seinen Weg auf der Suche nach jenem Reich, das nicht von dieser Welt ist, das aber in dieser Welt seinen Anfang nimmt und vorbereitet wird.

Christus begegnen, 116

Während wir die Rückkehr des Herrn erwarten, der kommen wird, um sein Reich voll in Besitz zu nehmen, können wir nicht die Hände in den Schoß legen. Das Reich Gottes auszubreiten, ist nicht ausschließlich der offizielle Auftrag jener Glieder der Kirche, die Christus repräsentieren, da sie von Ihm die heiligen Gewalten empfangen haben. Vos autem estis corpus Christi, auch ihr seid der Leib Christi, sagt uns der Apostel mit dem konkreten Auftrag, bis zuletzt Handel zu treiben.

Christus begegnen, 121

Sicher sind wir auf dem Weg der Treue zum Worte Christi ein gutes Stück vorangekommen, seitdem wir uns zum ersten Male bewußt dazu entschieden haben, ganz nach seiner Lehre zu leben. Und dennoch: Bleibt nicht noch vieles zu tun? Ist es nicht so, daß in uns noch sehr viel Hochmut steckt? Uns wieder einmal zu erneuern, tut not; wir müssen treuer werden und brauchen eine tiefere Demut. damit unsere Selbstsucht schwindet und Christus in uns wächst, denn "illum oportet crescere, me autem minui" (Joh 3, 30), Er muß wachsen und ich abnehmen.

Es darf keinen Stillstand geben, wir müssen vielmehr auf das Ziel zusteuern, das uns der heilige Paulus weist: "Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir" (Gal 3, 20). Es ist ein hohes, erhabenes Ziel: eins zu werden mit Christus, heilig zu werden. Aber es gibt keinen anderen Weg, wenn wir konsequent sein wollen mit dem göttlichen Leben, das der Herr durch die Taufe in uns hat aufkeimen lassen. Fortschritt heißt Vorankommen in der Heiligkeit; Rückschritt heißt, sich der normalen Entfaltung des christlichen Lebens verschließen. Denn das Feuer der Liebe zu Gott muß angefacht werden, auf daß es jeden Tag weiter um sich greife und tiefer die Seele erfasse; und Feuer hält sich nur dann, wenn wir es immer wieder schüren(...).

Wachse ich in meiner Treue zu Christus, in meinem Verlangen nach Heiligkeit? Lebe ich großzügig das Apostolat im Alltag, in meiner gewöhnlichen Arbeit, unter meinen Berufskollegen?

Jeder, der in seinem Innern diese Fragen zu beantworten sucht, wird einsehen, wie notwendig eine erneute Umgestaltung ist, damit Christus in uns lebt und sich sein Bild in unserem Verhalten unverzerrt widerspiegelt.

Christus begegnen, 58