„Die heilige Messe war die Mitte seines Tages“

er heilige Josefmaria sprach oft von der heiligen Messe als der „Mitte und Wurzel des inneren Lebens“. Bischof Alvaro del Portillo, der erste Nachfolger des Opus-Dei-Gründers, lebte vierzig Jahre an der Seite des heiligen Josemaría Escrivá und ist daher ein einzigartiger Zeuge dieser Tatsache, daß die heilige Messe bei ihm die Hauptsache des Tages war.

Der heilige Josefmaria sprach oft von der heiligen Messe als der „Mitte und Wurzel des inneren Lebens“. Bischof Alvaro del Portillo, der erste Nachfolger des Opus-Dei-Gründers, lebte vierzig Jahre an der Seite des heiligen Josemaría Escrivá und ist daher ein einzigartiger Zeuge dieser Tatsache, daß die heilige Messe bei ihm, auch ganz praktisch gesehen, die Hauptsache des Tages war. Wir bringen im folgenden einen Auszug aus den persönlichen Erinnerungen von Bischof Alvaro del Portillo, der dem Buch “Über den Gründer des Opus Dei” – ein Gespräch mit Cesare Cavalleri – entnommen ist.

Die heilige Messe war bei ihm, auch ganz praktisch gesehen, die Hauptsache des Tages. Ich sagte bereits, daß er den Tag in zwei Hälften teilte: Bis mittags lebte er die Gegenwart Gottes in Danksagung für die am Morgen gefeierte Messe, und nach dem Gebet des Angelus begann er, sich auf die Messe des nächsten Tages vorzuberietne.

Mehr als einmal vertraute er mir an, daß er sich seit seiner Priesterweihe jeden Tag so auf die Meßfeier vorbereitete, als sei es das letzte Mal. Der Gedanke, der Herr könnte ihn gleich danach zu sich rufen, brachte ihn dazu, in die heilige Messe allen Glauben und alle Liebe hineinzulegen, deren er fähig war. Auch seine letzte Messe am 26. Juni 1975 las er mit solch großer Inbrunst.(...)

Hier nun ausführlich zu beschreiben, wie unser Vater sich im einzelnen in die heilige Messe hineinversetzte, würde zu weit führen. Nur zwei Dinge, die er oft erwähnte: Wenn er während der Wandlung den eucharistischen Leib und das Blut unseres Herrn emporhob, betete er – natürlich nicht laut, weil das die liturgischen Vorschriften nicht zulassen, wohl aber innerlich, in Kopf und Herz – immer dieselben kurzen Gebete, heroisch ausdauernd, jahrzehntelang.

Bei der Erhebung der konsekrierten Hostie sagte er in seinem Inneren “Mein Herr und mein Gott!”, jenen Glaubensakt des Apostels Thomas also. Dann betete er bedächtig, in Anlehnung an eine andere Stelle der Heiligen Schrift: Adauge nobis fidem, spem et caritatem (Vermehre in uns Glaube, Hoffnung und Liebe) und bat dern Herrn für das ganze Werk um Gnade, im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe zu wachsen. Anschließend sprach er ein Gebet zur Barmherzigen Liebe, das er als Jugendlicher gelernt und oft betrachtet, jedoch bei seinen Predigten nie verwendet hat. Nur ganz selten kam er überhaupt darauf zu sprechen. Es lautet: “Heiliger Vater, durch das unbefleckte Herz Mariens opfere ich Dir Jesus, Deinen vielgeliebten Sohn auf und mich selbst in Ihm, durch Ihn und mit Ihm, in all seinen Anliegen und im Namen aller Geschöpfe.” Und er fügte noch hinzu: “Herr, gewähre mir und allen die Reinheit und das gaudium cum pace (Freude und Frieden)”, wobei er an seine Kinder im Opus Dei dachte. Wenn er sich nach der Erhebung von Hostie und Kelch niederkniete, betete er die erste Strophe des eucharistischen Hymnus Adoro te devote, latens deitas (In Demut bet’ ich dich, verborgne Gottheit an) und sagte dem Herrn: “Willkommen auf dem Altar!”

Ich wiederhole: Das alles betete er nicht nur dann und wann, sondern täglich, dabei nie mechanisch, sondern aus ganzer Liebe und mit innerer Vibration. Ich kann das so sicher sagen, weil Javier Echevarría und ich es im Jahre 1970 in Mexiko von ihm selbst gehört haben, als er in der Wallfahrtskirche der Muttergottes von Guadalupe, begletet von einigen seiner Kinder, eine Novene hielt und dabei laut zur Gottesmutter sprach.