Der heilige Josefmaria in Lourdes

Wie immer, wenn der hl. Josefmaria nach Lourdes kommt, hält er an, um aus der wundertätigen Quelle zu trinken; dann geht er zum Ort der Erscheinungen, wo eine liturgische Feier stattfinden wird. Sobald er die Statue der Muttergottes erblickt, kniet er sich hin.

Der heilige Josefmaria war mehrmals in Lourdes. Im der französischen Biographie „Au pas de Dieu“ von François Gondrand findet man ein kurzes Kapitel zu einem dieser Besuche an der Grotte am 3. Oktober 1972.

Das Flugzeug, in dem der Vater reist, ist gerade im Flughafen von Tarbes gelandet. Einige seiner französischen und spanischen Söhne sind gekommen, um ihn vor seiner Weiterreise nach Hendaya in Spanien zu begrüßen. Er ist nämlich auf dem Weg zur Iberischen Halbinsel, wo er mehrere Wochen zubringen und mit vielen Menschen zusammentreffen wird. Vorher wird er in Pamplona den Vorsitz bei der Verleihung der Doktorwürde honoris causa durch die Universtät von Navarra führen. Ehrendoktoren werden ein deutscher Medizinprofessor, Erich Letterer, ein spanischer Kunstgeschichtler, der Marquis von Lozoya und der Franzose Ourliac, ordentlicher Professor für Rechtsgeschichte und Mitlied des Institut de France.

Vor der Basilika in Lourdes, zu der er nach seiner Ankunft gefahren ist, spricht Msgr. Escrivá von den „Wundern“, die sich auf der anderen Seite der Pyrenäen in Torreciudad bereits ereignet haben, obwohl das neue Marienheiligtum mit den angrenzenden Gebäuden nicht einmal fertig ist: Beichten, Bekehrungen, Entscheidungen zu einer größeren Hingabe an Gott... Alles Wunder der Gnade, von denen er geträumt hat, als er den Beginn der Arbeiten freigab.

Mit festen Schritten geht der Vater auf die Grotte zu. Wie immer, wenn er nach Lourdes kommt, hält er an, um aus der wundertätigen Quelle zu trinken; dann geht er zum Ort der Erscheinungen, wo eine liturgische Feier stattfinden wird. Sobald er die Statue der Muttergottes erblickt, kniet er sich hin. Nach einigen Minuten intensiven Gebetes überquert er erneut die Explanade.

Danach verabschiedet sich der Vater von seinen französischen Söhnen und steigt ins Auto.

Bevor er das Wasser getrunken hat, hat er zu den Umstehenden gesagt, er wolle die Muttergottes um nichts Persönliches bitten, nicht einmal um seine Gesundheit. Das wundert sie nicht, denn sie wissen, warum er Lourdes besucht, wo er am 11. Dezember 1937 nach dem dramatischen Übergang über die Pyrenäen eine heilige Messe gefeiert hatte. Es ist das immer gleiche Motiv seiner früheren Pilgerreisen zu diesem Heiligtum wie auch zu dem von Sonsoles in Ávila, zur Muttergottes von Pilar in Saragossa, zur Basilika unserer Lieben Frau vom Loskauf der Gefangenen in Barcelona und zu den Wallfahrtsorten Einsiedeln in der Schweiz und Loreto in Italien... Und 1970 nach Torreciudad und Fátima in Portugal und Guadalupe in Mexiko...

Um was er Maria an diesen berühmten Wallfahrtsorten bittet, ist der Friede in der Kirche, der Friede in der Welt, die Beharrlichkeit seiner Söhne und Töchter, die apostolische Fruchtbarkeit des Werkes...

Und zu diesem Zeitpunkt ist seine erste Sorge die Lage der Kirche. Dafür möchte er mehr Sühne leisten und den Glauben seiner Kinder stärken, sowohl derer, die ihn in Rom besuchen als auch derer, denen er auf seinen Reisen begegnet. Früher hat er sich mit eher kleinen Gruppen getroffen; jetzt aber möchte er zu möglichst vielen Menschen direkt von Gott sprechen, damit sie ihr christliches Leben bewusster leben. Aber da für ihn das Apostolat – wie er im Weg geschrieben hatte – Frucht des Gebetes ist, welches durch das Opfer wirksamer wird, wiederholt er häufig die Worte eines liturgischen Gebetes, das er schon seit seiner Jugend betet: „Ure igne Sancti Spiritus...“ Herr, entzünde uns mit dem Feuer deines Heiligen Geistes, setze unser Inneres und unsere Herzen in Brand...

Dieser Wusch nährt sich in ihm von der Suche nach innigerem Umgang mit der Heiligen Familie von Nazareth, die er als die Dreifaltigkeit der Erde anruft.

Wenn wir mit Christus und mit unserer himmlischen Mutter Umgang pflegen wollen, müssen wir das von Josef lernen.

An Josefs Seite ist seine Seele Maria und auch Jesus, dem menschgewordenen Gott, näher. Und dieser führt ihn in das Geheimnis der Heiligsten Dreifaltigkeit ein. So geht er – nach seinen eigenen Worten – von der Dreifaltigkeit der Erde zur Dreifaltigkeit des Himmels. Dabei folgt er dem Weg der geistlichen Kindschaft, von dem die großen Mystiker gesprochen haben. Ein Weg, den die Seele wegen seiner schwierigen Leichtigkeit an der Hand Gottes beginnen und weitergehen muss, und der die Unterwerfung des Verstandes verlangt, die schwieriger ist als die Unterwerfung des Willens.

Aus: François Gondrand, Au pas de Dieu, Josémaria Escrivá de Balaguer, fondateur de l'Opus Dei, Editions France-Empire, 1982