Die erste Romreise

Am 23. Juni 1946 kam der Gründer nach Rom, um die päpstliche Anerkennung des Opus Dei voranzutreiben. Sie war nötig, damit sich diese Institution, die eine universale Sendung hatte, auf andere Länder ausbreiten konnte.

J. J. Sister

Am 23. Juni ist es 60 Jahre her, daß der Gründer nach Rom kam, um die päpstliche Anerkennung des Opus Dei voranzutreiben. Sie war nötig, damit sich diese Institution, die eine universale Sendung hatte, auf andere Länder ausbreiten konnte.

Das Wachstum der apostolischen Arbeit machte die Notwendigkeit immer klarer, eine fundiertere juristische Form als die der „frommen Vereinigung“ zu suchen. Da inzwischen auch einige Mitglieder des Werkes das Theologiestudium begonnen hattem um Priester zu werden, war es unumgänglich, eine Lösung der Fragen herbeizuführen, die durch ihre Weihe kirchenrechtlich aufgeworfen würden. (...)

Aus vielen Gründen war eine päpstliche Approbation nötig. Deshalb wurde Don Alvaro del Portillo im Februar 1946 nach Rom gesandt, um im Vatikan die von Gründer erstellte Dokumentation über das Werk vorzulegen. Bald darauf schrieb er an den heiligen Josefmaria, daß seine persönliche Anwesenheit im Rom erforderlich sei, um das Ziel zu erreichen, das, rein menschlich betrachtet, zu erreichen unmöglich scheine.

Gerade zu dieser Zeit hatte sich der Diabetes des heiligen Josefmaria verschlimmert: er brauchte täglich mehrere Insulinspritzen. Das römische Sommerklima würde seiner Gesundheit alles andere als zuträglich sein. Der Arz riet energisch von der Reise ab; er könne, so sagte er, keine Verantwortung für die möglichen Folgen übernehmen. Der Gründer des Opus Dei war sich indes keinen Augenblick darüber im Zweifel, daß Gott diese Fahrt nach Rom wollte, ungeachtet des Opfers, das sie bedeutete. So rief er denn diejenigen Mitglieder, die damals dem Generalrat angehörten, zusammen und teilte ihnen seinen Entschluß mit. Nachdem sie das Vorhaben im Gebet erwogen hatten, stimmten sie einmütig seinem Plan zu. (...)

Auf der Reise nach Rom wurde der Vater von Don José Orlandis, der italiensich sprach, begleitet. „Damals, unmittelbar nach dem Krieg, von Madrid nach Rom zu fahren, glich einem Abenteuer“, so erzählt dieser. „Es war eine langwierige und beschwerliche Angelegenheit, zu Wasser und zu Lande, man brauchte fast fünf Tage. Noch gab es keine Flugverbindung, und aus politischen Gründen war die Pyrenäengrenze zu Frankreich hin geschlossen. Die einzige Verbindung zwischen Spanien und Italien bestand in einem Postschiff, das wöchentlich zwischen Barcelona und Genua verkehrte.“ (...)

Jahre später, 1961, sprach der heilige Josefmaria davon, in welcher inneren Verfassung er die Reise nach Rom unternommen hatte: Ich wandte meine Seele ganz meiner Mutter Maria zu und betete in glühendem Glauben und voller Vertrauen zu Gott, unserem Herrn: Ecce nos reliquimus omnia, et secuti sumus te: quid ergo erit nobis? (Mt 19, 27). Was wird aus uns werden, mein Vater? Wir hatten alles aufgegeben: die Ehre – denkt an die vielen Verleumdungen –, unser ganzes Leben, indem jeder an seinem Platz das tat, was der Herr verlangte. Gott erhörte uns und schrieb in diesen römischen Jahren eine weitere wunderbare Seite der Geschichte des Werkes.

Aus dem Buch: Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer, Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei; Salvador Bernal, Adamas Verlag Köln 1978, S. 244-246