Er sprach sich für einen christlichen Materialismus aus

Evgenii Pazukhin, Mitarbeiter bei der Deutschen Welle, Russland

Der Geist des Opus Dei stellt nichts Neues dar, er ist vielmehr tief in der Lehre des Evangliums verwurzelt. Neu daran ist seine Verbreitung in einer Welt, der diese Botschaft fremd geworden ist, eine Welt, die seit langem die Verbindung zur Weltsicht des Neuen Testaments verloren hat.

Es war notwendig geworden, nicht nur den Ruf des Evangliums neu zu vernehmen, sondern die Schichten zu entfernen, die ihn im Laufe der Jahrhunderte fast gänzlich verdunkelt hatten. Wenn daher Vater Escrivá vom Weg zur Heiligkeit sprach, den Gott ihm gezeigt hatte, dann gaben seine Worte oft Anlaß zu polemischen Reaktionen. "Du bist verpflichtet, dich zu heiligen. – Auch du. – Wer sollte glauben, das sei ausschließlich Sache der Priester und Ordensleute? Der Herr nahm keinen aus, als Er sagte: »Seid vollkommen, wie eurer Vater im Himmel vollkommen ist.«" (Der Weg, 291). Das Denken der heutigen Kirche, das fast gänzlich klerikal geprägt ist, widersetzt sich ganz klar einem solch 'säkularisierten' Verständnis von Heiligkeit und sieht darin einen Verlust an christlicher Spriritualität. (...) Josemaría Escrivá lehnte nicht nur ein 'spriritualisiertes Christentum' ab, das im kirchlichen Bewußtsein deformiert worden war; er ging noch weiter, stand für die materielle Welt ein und sprach sich für einen christlichen Materialismus aus.