Glaubenserziehung in der Familie – Gedanken aus der Botschaft des heiligen Josefmaria

Die Eltern sind die Ersterzieher ihrer Kinder. Dieses Prinzip ist vom kirchlichen Lehramt von der ‘Divini illius Magistri’ von Pius XI. (1929) bis zu den Schreiben von Johannes Paul II. beständig bekräftig worden. Im folgenden sehen wir, daß Josemaría Escrivá diese Wahrheit mit Tiefe verkündigt und sie im Zusammenhang mit der Taufberufung zur Heiligkeit und zum Apostolat gelehrt hat.

Sie finden hier die Zusammenfassung einer Arbeit von Michele Dolz, Doktor in Theologie und Pädagogik, über die Glaubensbildung der eigenen Kinder, die in der Nummer 32 des Amtsblattes der Prälatur Romana (engl. Ausgabe) veröffentlicht wurde. Wenn Sie den gesamten Artikel lesen wollen, klicken Sie auf www.romana.org.

Die Eltern sind die Ersterzieher ihrer Kinder. Dieses Prinzip ist vom kirchlichen Lehramt von der Divini illius Magistri von Pius XI. (1929) bis zu den Schreiben von Johannes Paul II. beständig bekräftig worden.

Im folgenden sehen wir, daß Josemaría Escrivá diese Wahrheit mit Tiefe verkündigt und sie im Zusammenhang mit der Taufberufung zur Heiligkeit und zum Apostolat gelehrt hat.

„Deshalb gibt es für die christlichen Eheleute wohl kein besseres Beispiel als das der Familien aus der apostolischen Zeit: den Hauptmann Cornelius, der sich dem Willen Gottes gefügig zeigte und in dessen Haus sich die Öffnung der Kirche gegenüber den Heiden vollzog , Aquila und Priszilla, die das Christentum in Korinth und Ephesus ausbreiteten und den heiligen Paulus in seinem Apostolat unterstützten, Tabitha, die voll Liebe für die Christen in Joppe sorgte . Und ebenso die Häuser so vieler Juden und Heiden, Griechen und Römer, in denen die Predigt der ersten Jünger des Herrn Frucht brachte.

Familien, die aus der Kraft Christi lebten und Christus verkündeten; kleine christliche Gemeinschaften, die wie Brennpunkte des Evangeliums waren. Es waren Familien wie so viele andere Familien jener Zeit, aber sie waren von einem neuen Geist beseelt, der alle ansteckte, mit denen sie verkehrten. So waren die ersten Christen, und so müssen wir Christen von heute sein“ (Christus begegnen, Nr. 30).

Die Bewunderung des heiligen Josefmaria für die ersten Christen und die Tatsache, daß er sie als Vorbild hinstellte, nimmt natürlich nichts weg von der Anerkennung aller Früchte der Heiligkeit, die die Kirche in ihrer zweitausendjährigen Geschichte gebracht hat, eine Heiligkeit, die oft in den christlichen Familien ihren Ursprung hatte. Aber bei den ersten Generationen werden folgende drei grundlegenden Aspekte sehr klar erkennbar:

a) das Ziel, auf das sie hinstreben, ist die Heiligkeit, die als eine umfassende Identizierung mit Christus verstanden wird;

b) die Aufgabe, die Gesellschaft und die Kultur zu verchristlichen – was gleichbedeutuend damit ist, die einzelnen Menschen Christus näherzubringen – gilt für jeden Christen in seinem Umfeld, angefangen von der Familie;

c) all das hat seinen Ursprung in der Taufe, d.h. in der Tatsache, Christ zu sein, und nicht in speziellen Befehlen seitens der Hierarchie oder in hinzugefügten Weihen.

Bezüglich der Erziehungsaufgabe der Eltern lehrte der heilige Josefmaria immer – nicht ohne anfänglich Mißverstädnissen ausgesetzt zu sein –, daß die Ehe eine göttliche Berufung ist, deren Größe, deren Verpflichtungen und deren Wirksamkeit eben in diesem Sakrament wurzelt.

„Die Ehe hat den Sinn, daß die Eheleute sich in ihr und durch sie heiligen, und das von Christus eingesetzte Sakrament verleiht ihnen dazu eine ganz besondere Gnade. Wer zur Ehe berufen ist, findet mit der Gnade Gottes in diesem Stand alles Erforderliche, um heilig zu werden, um sich Tag für Tag mehr mit Christus zu vereinigen und die Menschen, mit denen er zusammenlebt, Christus näherzubringen.

Wir alle sollten darauf hinwirken, daß diese christlichen Keimzellen der Gesellschaft mit dem Verlangen nach Heiligkeit entstehen und wachsen und die Eheleute sich bewußt sind, daß ihnen, wie allen Christen, schon von Anfang an im Sakrament der Taufe ein göttlicher Auftrag verliehen wurde, den ein jeder auf dem ihm eigenen Weg erfüllen muß. Die christlichen Eheleute müssen davon überzeugt sein, daß sie dazu berufen sind, sich zu heiligen, indem sie anderen helfen, heilig zu werden, daß sie berufen sind, Apostel zu sein, und daß die eigene Familie ihre wichtigste apostolische Aufgabe darstellt. Sie sollten die übernatürliche Bedeutung sehen lernen, die die Gründung einer Familie, die Erziehung der Kinder und der christliche Einfluß auf die Gesellschaft besitzen. Von diesem Bewußtsein des eigenen Auftrags hängt zum großen Teil die Wirksamkeit und der Erfolg ihres Lebens, mit einem Wort: ihr Glück ab (Gespräche, Nr. 91).

Der heilige Josefmaria achtet genau auf die natürlichen Gründe, die das Fundament der unersetzlichen Rolle bilden, die den Eltern als Glaubenserziehern zukommt. Diese Arbeit sollte nicht nur als ein Bemühen angesehen werden – und sei es auch noch so heilig –, sondern als eine reale Notwendigkeit: Was die Eltern nicht tun, wird niemand anderes je an ihrer Stelle tun können.

„In jedem christlichen Milieu hat man mit dieser natürlichen und übernatürlichen Einführung in das Leben der Frömmigkeit innerhalb der Familie ausgezeichnete Erfahrungen gemacht. Das Kind lernt, seine erste tiefe Zuneigung Christus zu schenken, es lernt, Gott wie einen Vater und Maria wie eine Mutter zu behandeln; mit einem Wort: es lernt beten, indem es einfach dem Beispiel seiner Eltern folgt. Wenn man das sieht, begreift man, wie wichtig die apostolische Aufgabe der Eltern ist, und wie sehr sie verpflichtet sind, selbst aufrichtig fromm zu sein, damit sie ihren Kindern diese Frömmigkeit nicht nur erklären, sondern vorleben können (Gespräche, Nr. 103).

Bei der Vertiefung und der Anwendung des Prinzips des Erziehungsprimates der Eltern gab der heilige Josefmaria ihnen eine nur scheinbar methodische Anweisung: Sie sollten Freunde ihrer Kinder werden, eine Beziehung des Vertrauens, des echten vertrauensvollen Miteinanders aufbauen. Der Pädagoge Víctor García Hoz, der den heiligen Josefmaria seit den 30er Jahren kannte, hat die Bedeutung dieses Ratschlags unterstrichen. Er erinnerte daran, daß jede echte Erziehung auf der Freundschaftsbeziehung zwischen Erzieher und Zögling beruht. (V. García Hoz, La pedagogia in Mons. Escrivá de Balaguer, in “Studi Cattolici” 182-183, S. 260-266). Ich habe bewußt “scheinbar methodische Anweisung” gesagt, denn die christliche Freundschaft und Liebe sind caritas, Nächstenliebe par excellence, und diese kann man nicht auf Techniken reduzieren, sie stellt die Substanz des neuen Lebens in Christus dar.

Eltern, die nach der Heiligkeit streben und für ihre Kinder Heiligkeit wünschen, verstehen auch gut jene anderen Worte des heiligen Josefmaria: „Es gibt eine besondere Gemeinschaft der Heiligen unter den Mitgliedern einer und derselben Familie. Wenn ihr sehr heilig seid, werden es eure Kinder leichter haben, es auch zu sein“ (Aufzeichnungen aus einem Beisammensein in Valencia, Spanien, 19.11.1972: AGP, P11, S. 101). Eine besondere geistliche Gemeinschaft, die ebenfalls aus dem Sakrament der Ehe kommt, weil Christus die natürlichen familiären Bindungen aufgenommen, geheiligt und zu einer Berufung gemacht hat.

Nun, die Heiligkeit kann man nicht wie eine Theorie beibringen. Die Eltern können und müssen die Wahrheiten des christlichen Glaubens weiter vermitteln und ihre Kinder an die Mittel der Heiligung, die die Kirche anbietet, heranführen. Trotzdem ist es gut daran zu erinnern,daß „die Eltern in erster Linie durch ihr persönliches Verhalten erziehen. Die Söhne und Töchter erwarten von ihren Eltern wesentlich mehr als nur eine Erweiterung ihres noch beschränkten Wissens oder einige mehr oder weniger gute Ratschläge. Sie suchen in ihnen das Zeugnis für den Wert und den Sinn des Lebens, das sich greifbar vor ihren Augen verwirklicht und, auf die Dauer gesehen, in allen Situationen des Lebens gültig bleibt (Christus begegnen, Nr. 28)

Erschienen in Romana (englisch), Nr. 32, Januar-Juni 2001