Jedes Kleidungsstück soll die Würde der Frau unterstreichen

Sofía Carluccio, Modeschöpferin, Montevideo, Uruguay

Nach meiner Ausbildung als Modeschöpferin wurde ich in einem Betrieb für Industrie-Design im Bereich Textil und Mode eingestellt. Möglicherweise war mir dieser Beruf schon seit meiner Kindheit vorgezeichnet, da ich durch meine Mutter geprägt bin, der es viel Freude machte, Kleidung umzuändern und wieder zu verwenden – unter anderem auch als eine Form von Sparsamkeit: sie mußte nämlich mich und meine zehn Brüder anziehen. Daher glaube ich, daß ich von ihr diese künstlerische Ader (zum Schneidern) geerbt habe.

Zur Zeit bin ich Beauftragte für die Produktentwicklung in einer Bekleidungsfirma, die für Männer und Frauen näht. Der Großteil der Produktion ist Exportware nach Mexiko, den USA, Brasilien, Chile und Argentinien.

Ich habe aber auch privat, zusammen mit einer Freundin, eine Modekollektion entworfen. Damit nahmen wir im Sommer 2001 an einer „Woche der Mode“ in Uruguay teil. Im Anschluß daran wurden wir noch zu einer Modenschau in das Museum Rally in Punta del Este eingeladen. Dort stellten wir eine Kollektion vor, die von der in den 20er Jahren in diesem mondänen Badeort aufkommenden Mode inspiriert war. Sie hieß „Abenddämmerung“ und fand großen Anklang unter den Fachleuten.

In der Modewelt setzt derzeitig Europa den Trend. Wir versuchen, diese Informationen zu nutzen und sie für uns fruchtbar zu machen. In unseren Entwürfe fügen wir eine gewisse Note hinzu, die von Werten ausgeht, die wir als grundlegend ansehen: Eleganz, Harmonie und das Prinzip, mit jedem Kleidungsstück die Würde der Frau zu unterstreichen.

Die Welt der Mode ist zwar faszinierend, andererseits jedoch schillernd und daher ein schwieriges Feld. Manche Modeschöpfer sind darauf aus, attraktive Modelle zu entwerfen, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Leider erreichen sie das leichter mit frecher und aufreizender Mode. Für mich steht jedenfalls fest, dass die Mode dazu da ist, nicht aus- , sondern anzuziehen. Das ist für mich wie ein Leitmotiv meiner Arbeit.

Schon als ich die ersten Schritte in der Modewelt machte, wurde mir angeraten, einen festen Standpunkt zu entwickeln und eine "gesunde Überheblichkeit" zu pflegen, da das Umfeld einen starken Einfluß ausübt. Hierbei halfen mir die folgenden Worte des heiligen Josefmaria: "Es ist heutzutage besonders notwendig, die Modebranche zu verchristlichen, um auch dieses große Feld gesellschaftlichen Einflusses mit dem 'Wohlgeruch Christi' zu durchtränken. Wir möchten Gott auch in diesem Bereich – der vielen heidnischen Einflüssen unterliegt – begegnen, denn hier spiegelt sich das Leben der Menschen, ihrer Sitten und Gewohnheiten wider! Dieses Feld gilt es zu bearbeiten und die Gelegenheiten zu nutzen, damit auch dieser Bereich auf Gott verweist und Wege zu Gott aufzeigt."

Meine Kreationen entwerfe ich nicht nur mit der Idee, die Leute modisch anzuziehen, sondern ich versuche, Bescheidenheit mit Eleganz zu kombinieren. Das gelingt durch die Beachtung der Details und dem Hinzunehmen von Accessoires. Jedes Kleidungsstück ist wirklich bis in die kleinsten Kleinigkeiten hinein durchdacht.

Ich arbeite zusammen mit einer Gruppe hochqualifizierter Schneiderinnen, die in verschiedenen Vierteln von Montevideo wohnen. Im allgemeinen arbeiten sie bei sich zu Hause, so dass ich durch unsere Zusammenarbeit die Gelegenheit habe, auch ihre Familien kennenzulernen. Ich leite und sporne sie dazu an, ihre Arbeit so gut wie möglich und vor Gott zu verrichten. Mir kommt häufig die Anregung des heiligen Josefmaria in den Sinn, daß die Modehäuser Werkzeuge eines wirksamen Glaubensapostolat sein können. Mir wird auch immer mehr bewusst, daß man diese Arbeit auf Gott hin tun und gleichzeitig großen Erfolg haben kann.

Viele Frauen zeigen sich äußerst dankbar und zufrieden. Ihnen gefällt der Stil, den wir mit unseren Modellen zu prägen versuchen.