Kardinal Jorge Medina Estévez. Rom, 8. Oktober 2002

Wir alle, liebe Brüder und Schwestern, sind zur Heiligkeit berufen. Die Heiligkeit hat eine persönliche Komponente: die einzelne Person ist es, die geheiligt und erlöst wird. Doch die Heiligkeit hat auch eine menschliche Komponente, denn der Mensch ist immer ein Glied des Leibes Christi, der Kirche, und steht damit zu den übrigen Gliedern der Kirche notwendigerweise in Beziehung.

Wir alle, liebe Brüder und Schwestern, sind zur Heiligkeit berufen.

Die Heiligkeit hat eine persönliche Komponente: die einzelne Person ist es, die geheiligt und erlöst wird. Doch die Heiligkeit hat auch eine menschliche Komponente, denn der Mensch ist immer ein Glied des Leibes Christi, der Kirche, und steht damit zu den übrigen Gliedern der Kirche notwendigerweise in Beziehung. Die erste Irrlehre, die in dieser Welt verkündet worden ist, war vielleicht die Antwort Kains auf die Frage Gottes, was mit seinem Bruder Abel geschehen sei: >Bin ich denn der Hüter meines Bruders? < Falsch! Wir alle sind mit unserem Gebet, unserem Vorbild und unserem Wort füreinander verantwortlich.

Jeder von uns ist ein >Ich<, aber jeder von uns gehört notwendigerweise auch zu einem >Wir<. Das >Wir< kann das >Ich< nicht überdecken, und das >Ich< kann nicht ohne die Gemeinschaft der Heiligen, also ohne das kirchliche >Wir< bestehen. Und diese Heiligkeit, liebe Brüder und Schwestern, verbirgt sich im Alltag, in dem, was immer wieder geschieht, im Unauffälligen, im Gewöhnlichen und Bekannten, im Einerlei eines jeden Tages.

Die Heiligen sind nicht ihrer Wundertaten wegen zu Heiligen geworden, sondern aufgrund ihrer inbrünstigen Liebe, ihres lebendigen Glaubens, ihrer unerschütterlichen Hoffnung und ihrer leidenschaftlichen Hingabe.