Meine Arbeit ist die Familie

Luciana Allora, Hauswirtschafterin

Meine Arbeit ist die Familie, meine berufliche Tätigkeit ist die Hausarbeit – so sehe ich es gerne. Der hl. Josefmaria schätzte die Arbeiten im Haus sehr und sprach ihnen eine fundamentale Bedeutung zu, da sie entscheidend dazu beitragen, ein familiäres Klima, eine Familienatmosphäre, oder, wie er zu sagen pflegte, ein helles und frohes Zuhause zu schaffen. Ein solches freundliches und frohes Klima kann man nicht materiell fassen, es ist die Frucht unzähliger Kleinigkeiten, materieller Details, in denen die selbstlose Hingabe der eigenen Person und Zeit unter persönlichem Einsatz aus Liebe zu den anderen ihren Ausdruck finden.

Die grundlegende Charakteristik der Hausarbeit ist die Tatsache, dass es ein Dienst ist, ein direkter Dienst an Menschen, denen man physisch und moralisch in besonderer Weise nahe ist. Und ihre tiefste Begründung liegt in der Liebe. Wenn diese fehlt, dann werden Ernährung, Wäsche und Reinigung geleistet, aber all das wird nicht Hausarbeit im eigentlichen Sinn sein. Gerade weil die Hausarbeit ganz eng verbunden ist mit der Fähigkeit zu lieben, verleiht sie denen, die sie ausüben – abgesehen davon, dass sie den gleichen Wert besitzt wie jede Arbeit –, eine besondere Würde und eröffnet ihnen eine ganze Reihe an Möglichkeiten persönlicher Vervollkommnung. In der Tat fördert sie die Entwicklung menschlicher Tugenden, die das Zusammenleben angenehm machen, wie etwa die Gelassenheit, die Freude, die gute Laune, die Stärke, um mit sportlichem Geist die kleinen Schwierigkeiten des Alltags anzugehen, die Geduld, das Feingefühl, die Fähigkeit zuzuhören und die Bedürfnisse der anderen zu erspüren, die Anteilnahme an allem und allen. Die gewohnheitsmäßige Ausübung dieses Berufes bringt es mit sich, dass man großzügig und wie selbstverständlich für die anderen da ist; schließlich und endlich setzt sie eine starke Persönlichkeit voraus.

Diese Arbeiten, die das Leben in einer Familie erst möglich machen, stellen nicht nur eine Reihe von Dienstleistungen (im Bereich der Ernährung und der Sauberkeit etc.) dar, die nötig sind, um das körperliche Leben der Menschen zu erhalten und eine angenehme Umgebung zu schaffen, sondern sie haben als direktes Ziel das Wohlergehen aller, die im Haus leben. Indirekt tragen sie außerdem zweifellos dazu bei, das geistig-geistliche Leben zu kultivieren. Sie werden immer nötig sein, denn sie entsprechen unumgehbaren Forderungen des menschlichen Daseins. Mit der Entwicklung verschiedener Lebensweisen in der Gesellschaft werden die konkreten Organisationsformen und die Art der Ausführung sicher variieren, aber es wird sie immer geben – in jeder Zeit und in jeder Kultur. Man kann nicht an die Familie denken, ohne an diesen Aspekt, ohne an diese Dienste zu denken, so wie man sich den Menschen nicht vorstellen kann ohne dieses Umfeld, das man Heim, Zuhause, nennt.

Da die Hausarbeit die Würde der Person als Basis und Grundlage hat, wohnt ihr eine auf den ersten Blick ungeahnte Transzendenz inne, die der hl. Josefmaria zu erfassen verstand und die er uns in all ihrer Schönheit und Tiefe vermittelt hat. Da sie ein Spiegel der Liebe ist, gerade in der Familie, dem Ort, wo der Mensch lebt und zu lieben lernt, hat diese Arbeit die Möglichkeit, die Menschen Christus näher zu bringen. Der Satz „dienen ist herrschen“ enthält eine große Wahrheit: Die persönliche Befriedigung zu suchen brennt den Mensch innerlich aus, während er, wenn er sich für die anderen einsetzt und zu ihrem Glück beiträgt, zum König wird, wie Christus, der dienend herrschte.

Die Botschaft und die Verkündigung des hl. Josefmaria bezüglich der Heiligung der Arbeit und der Tätigkeiten, die das gewöhnliche Leben ausmachen, haben unzähligen Menschen in aller Welt geholfen, ihrem Beruf – egal welchem – einen neuen Sinn zu geben, auch dem, der nach außen unbedeutend scheint und im Verborgenen bleibt. In diesem Sinn kann man wohl sagen, dass die Hausarbeit dabei ist – zumindest ein kleiner Anfang ist gemacht –, ihren gesellschaftlichen Wert wieder zu erlangen, da sie nun einmal eine unabdingbare Wirklichkeit für den Menschen, die Familie und die ganze Gesellschaft ist. Nach und nach entdeckt man, wie gut folgende Worte des hl. Josefmaria auf diese Arbeit zutreffen: „Es liegt etwas Heiliges, Göttliches in den gewöhnlichen Situationen verborgen...“.

Als ich diese Botschaft des Heiligen kennen lernte, war ich von ihrer Kraft und Tiefe sehr beeindruckt; sie konnte gelebt werden und wurde in der Tat von Menschen gelebt, mit denen ich in Kontakt kam. Mein Leben änderte sich von Grund auf, nicht nur innerlich, geistlich, sondern auch beruflich. Was mich dazu brachte, meine Berufswahl zu revidieren und mich für diese konkrete Tätigkeit neu zu entscheiden, war nicht ein erwachendes Interesse an ihr oder eine gewisse Neigung dazu, sondern gerade der innere Reichtum, den ich, entsprechend der Lehre des hl. Josefmaria, in den Menschen entdeckte, die dieser Tätigkeit nachgingen.

Eine Tätigkeit, die der hl. Josefmaria aus mehreren Gründen gerne mit der eines Handarbeiters, ja eines Künstlers verglich. Wie man weiß, bewundert man ein Kunstwerk nicht nur für das, was es darstellt, sondern auch wegen der Anstrengung, des Könnens und der für seine Fertigstellung aufgewendeten Zeit. Zeit ist kostbar, und wenn man sie in eine bestimmte Arbeit steckt, wird diese dadurch wertvoller. Bei der Hausarbeit begünstigen der technische Fortschritt und die wachsende Automatisierung heutzutage eine große Zeitersparnis. Trotzdem scheint es mir wichtig, diese im richtigen Maß einzusetzen, ohne sie für das wichtigste zu halten: Eine schnelle Küche aus der Dose riskiert die häusliche Atmosphäre zu zerstören, alles wird anonym. Ein gut zubereitetes Abendessen, mit dem der andere manchmal überrascht werden soll, ein einladender Tisch und ein gemütliches Wohnzimmer können dazu beitragen, dass derjenige, der nach einem intensiven Arbeitstag nach Hause kommt, sein inneres Gleichgewicht wiederfindet, da er merkt, dass diese Aufmerksamkeiten für ihn sind... Der Faktor Zeit, für andere eingesetzt, ist Ausdruck von Großzügigkeit...

Wenn ich von Zeit und Großzügigkeit spreche beziehe ich mich nicht nur auf Initiativen, die eine gewisse Anstrengung erfordern wie etwa die Vorbereitung eines besonderen Essens, sondern auch darauf, dass man verfügbar ist für Dinge „außerhalb des Programms“, auf die Fähigkeit, zu erspüren, was ein Mensch in einem bestimmten Augenblick braucht.

Sicher sind einige der im Haus anfallenden Arbeiten als solche wenig attraktiv und lohnenswert, jedoch erhalten, wie es überall der Fall ist, alle Zwischenphasen einer Arbeit ihren Sinn und ihre Farbe dadurch, dass sie zur Verwirklichung des Ziels führen, das man sich gesteckt hat. Ein Künstler – ein Bildhauer, ein Maler – wird vermutlich im Laufe seiner Arbeit an einem Kunstwerk Momente erleben, wo er sich mit dem Gips oder der Farbe schmutzig macht und wo er müde wird, aber der Gedanke an sein Werk wird ihn nicht nur dazu bringen, weiter zu machen, sondern das, was in den Augen eines fremden Betrachters lästig ist, liebenswert zu finden. Und wenn das Kunstwerk nicht ein Gegenstand, sondern das Glück der Menschen um einen herum ist, wer wird es wagen zu sagen, aller Einsatz lohne sich nicht?