José Miguel Ibáñez Langlois

José Miguel Ibáñez Langlois ist seit 40 Jahren Priester. Er arbeitet als Kaplan und Professor für Moraltheologie an der Universität „de los Andes“ in Chile.

José Miguel Ibañez Langlois wurde 1936 in Santiago de Chile geboren. 1960 empfing er die Priesterweihe. In der Madrider Complutense promovierte er zum Doktor in Philosophie und in der Lateranuniversität in Rom erwarb er einen weiteren Doktor in dieser Materie. Er war Mitglied der Internationalen Theologenkommission und ist heute Kaplan und Professor für Moraltheologie an der Universidad de los Andes (Universität der Anden) in Chile.

Sie haben den hl. Josefmaria persönlich gekannt. Erinnern sie sich an Ihre erste Begegnung mit ihm?

Im Laufe meines Lebens habe ich die unterschiedlichsten Menschen kennen gelernt: starke Persönlichkeiten, zarte, tiefe, lustige, energische, weise, sympathische, ernste, witzige, intellektuelle Menschen, einfache Leute und Menschen der Tat... Aber jemanden kennen zu lernen, der das alles auf einmal ist, der alle diese Eigenschaften harmonisch und mit Christus als ihrem Zentrum in seine Persönlichkeit integriert hat – das war mein Erlebnis bei der ersten Begegnung mit Josemaría Escrivá.

Was hat die Heiligsprechung des Gründers des Opus Dei für Sie bedeutet?

Das war eine der größten Freunde meines Lebens. Da ich bei der Feier in der Nähe des Altares und damit des Papstes stand, konnte ich nicht anfangen, aus lauter Freude zu singen oder zu tanzen oder herumzuspringen. Aber das hätte ich liebend gerne getan und tat es auch innerlich, ich tanzte mit dem Herzen. Denn es handelte sich da um den Menschen, den ich am meisten geliebt habe, und der auch mich – neben meinen Blutsverwandten – am meisten geliebt hat. Und es ist auch zweierlei, aus dem persönlichen Kontakt heraus vollkommen sicher zu sein, dass jemand auf heroische Art heilig ist, oder aber zu hören, wie die Stimme unseres geliebten Papstes Johannes Paul II. auf dem Petersplatz der Weltkirche und der Welt das feierliche und unfehlbare Urteil über die Heiligkeit dieses Menschen verkündet.

Was hat Sie in der Botschaft des hl. Josefmaria am meisten beeindruckt?

Was so viele Menschen beeindruckt hat. Denn 1954 dachte ich mit meiner guten katholischen Erziehung, was damals alle Welt dachte, dass man nämlich Priester oder Ordensmann werden müsse, wenn man sich Gott ganz hingeben wollte. Niemals hatte ich etwas gehört, das so aus dem Evangelium kommt und so alt und gleichzeitig neu ist wie diese Botschaft: alle – und daher auch ich – sind wir von Gott zur Heiligkeit und zum Apostolat berufen, mitten in der Welt, jeder an seinem Platz und unter seinen spezifischen Lebensumständen und in seinem Beruf. Jawohl. Wir sind zur Heiligkeit berufen, zur Fülle des göttlichen Lebens, zum beschaulichen Leben (unsere Zelle ist die Straße, sagte der hl. Josefmaria gerne) auf allen Wegkreuzungen der Erde, um Christus an der Spitze aller menschlichen Tätigkeiten aufleuchten zu lassen. Dieses faszinierende Ideal hat in meinem Leben eine Drehung um 180 Grad verursacht.

Sie waren einer der ersten Chilenen, die um die Aufnahme in das Opus Dei gebeten haben. Wie haben Sie das Werk kennen gelernt?

Über einen Studenten, der Jura und Wirtschaft an der katholischen Universität studierte. Obwohl ich dort Wirtschaft und Philosophie studierte, haben wir uns Anfang 1954 zufällig bei einer kulturellen Veranstaltung dieser Universität kennen gelernt. Ich war tief beeindruckt, dass er – José Enrique Diez, der später eine bekannte Gestalt in der Geschäftswelt war und vor einigen Jahren im Ruf der Heiligkeit gestorben ist – drei Jahre zuvor mit drei oder vier Männern mehr sozusagen direkt von der Schule nach Chile gekommen war, um dort mit der apostolischen Arbeit zu beginnen. Er brachte mich in Kontakt mit dem Opus Dei, und durch sein Wort und sein Leben lernte ich es kennen. Ich traf auch die drei anderen und schon nach einigen Monaten fühlte ich, dass auch ich zum Opus Dei gerufen sei. Die Gnade Gottes wirkte auf ihre Art in jenem alten Gemäuer von Alameda. Heute schaue ich um mich und sehe, wie alle Träume dieser Pioniere in Erfüllung gegangen sind. Damals machten sie den Eindruck verrückter Träumer auf den Spuren des hl. Josefmaria, der das Werk allein, ohne finanzielle Mittel und gegen sämtliche Widerstände gegründet hatte.

Welche Eigenschaft des hl. Josefmaria würden Sie besonders hervorheben? Können Sie uns eine bezeichnende Geschichte erzählen?

Ich würde seinen Sinn für Humor hervorheben. Geschichten? Ich war gerade einmal ein paar Tage in Rom, als er mit einer kleinen Gruppe von uns durch den Zentralsitz des Opus Dei ging, der damals im Bau war, um uns einen Teil zu zeigen. Er wies auf einen kleinen Turm hin und erklärte uns, dass er ihn wahrscheinlich abreißen lassen würde, um das Terrain besser zu nutzen. Dann fragte er uns nach unserer Meinung. Wir fanden einstimmig, dass es eine gute Idee sei, das Türmchen müsse wirklich weg. Daraufhin sagte er lachend, aber auch mit einem gespielten Vorwurf in der Stimme, so ungefähr: Gauner, Nichtsnutze, ihr wollt also diesen wunderbaren Turm abreißen, den wir gerade in seinem zeitlosen römischen Stil erbaut haben! Wir waren die ersten, über uns selber in schallendes Gelächter auszubrechen, dass wir in die Falle gegangen waren.

Video mit José Miguel Langlois (auf spanisch)

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