Schule, Erziehung, Opus Dei - ein Interview

Wiedergabe eines Interviews mit dem Leiter der Schule von Tajamar, einem korporativen Werk des Opus Dei in Madrid, das auf der Webseite der Schule erschienen ist. Ignacio San Román spricht über diese Schule, ihr spezifisches Profil und ihren Bezug zum hl. Josefmaria und zum Opus Dei.

Wiedergabe eines Interviews mit dem Leiter der Schule von Tajamar, einem korporativen Werk des Opus Dei in Madrid. In diesem Interview, das auf der Webseite der Schule erschienen ist, spricht Ignacio San Román über diese Schule, ihr spezifisches Profil und ihren Bezug zum hl. Josefmaria und zum Opus Dei.

- Könnten Sie uns kurz erläutern, wodurch in Tajamar deutlich wird, dass es sich um ein korporatives Werk des Opus Dei handelt?

Der Einfluss des spezifischen Geistes, der das Opus Dei kennzeichnet, auf eine Erziehungseinrichtung lässt sich mit seinem Einfluss auf eine Einzelperson vergleichen. Sicher finden sich unter mehreren Gläubigen des Opus Dei einige wenige gemeinsame Züge, aber man kann nicht sagen, dass es einen Charakter, einen eigenen Stil der Leute vom Werk gibt. Sie sind vielmehr alle sehr unterschiedlich.

Der hl. Josefmaria benutzte gerne den Ausdruck "gemeinsamer Nenner" und "ganz verschiedener Zähler", einen Vergleich, der aus der Welt der Mathematik kommt. Wie wir wissen, ist ein gemeinsamer Nenner die Grundlage dafür, dass man addieren kann, und das ist in der Tat ein interessantes Merkmal: Es handelt sich also um Personen, die es verstehen, ihre Anstrengungen zu addieren und innerhalb einer großen Verschiedenheit Sinn für Zusammenarbeit zu haben, Synergien zu suchen, um mit größerer Leichtigkeit Ziele zu erreichen, als wenn jeder nur seinen eigenen Kriterien folgte.

- Dann sagen Sie uns doch, welche Merkmale eine Einrichtung aufweist, die von Mitgliedern des Opus Dei getragen wird? Was hat denn zum Beispiel sein Gründer zum gesamten Erziehungsbereich beigetragen?

Der Gründer des Opus Dei hat wertvolle, klärende und ganz praktische Hinweise zur Erziehung beigesteuert. Jedoch hat er sich niemals vorgenommen, eine Abhandlung über dieses Thema zu schreiben oder eine pädagogische Lehrmeinung zu gründen. Er hat auch keinen pädagogischen Stil geschaffen, der für das Opus Dei typisch wäre.

Seine Beiträge sind nicht technischer oder methodischer Art, sondern beziehen sich auf den Geist, der die Erziehung beseelt, auf die Art und Weise, mit jedem Menschen umzugehen und ihn zu verstehen. Daher besitzen sie einen bleibenden Wert angesichts des wissenschaftlichen oder technischen Fortschritts und drücken sich in zeitlosen Wertvorstellungen aus, die nicht einer bestimmten Epoche oder einem geographischen Ort zugehören. Daher sind sie durch eine große Vielfalt gekennzeichnet je nach Menschen und Art der Erziehungseinrichtungen, in denen dieser Geist weht.

- Worin besteht dann der Beitrag der Spiritualität des Opus Dei in dieser Schule oder in ähnlichen Schulen?

Die Erziehung prägt das ganze Leben, daher muss sie selbst von dieser Lebenseinheit geprägt sein, die bewirkt, dass sich dieser charakteristische Geist in jedem Augenblick des Lebens manifestiert.

Wenn jemand mit einem Minimum an Urteilsvermögen sich Zeit nimmt, diese Schule oder ähnliche schulische Einrichtungen zu besuchen, wird er sofort ihre charakteristische Atmosphäre und eine spezifische Physiognomie bemerken. Sie sind wie ein Siegel, das sich in vielen Details bemerkbar macht, die einzeln betrachtet kaum ins Auge fallen.

Es ist eine Art, das Leben zu verstehen, eine aufmerksame und liebevolle Zuwendung zu den Menschen, eine richtungsgebende Werteskala, eine ganz und gar geistliche Prägung... Denn eine Schule, die sich der Inspiration des Opus Dei verdankt, wird, wie alle, Stärken und Schwächen haben, richtige und falsche Maßnahmen treffen, aber sie wird immer von einem hellen Licht geführt sein, dem Licht eines göttlichen Auftrags, das ihrem Aufgabenfeld den Sinn einer Sendung verleiht.

- Welches ist für Sie das wichtigste Merkmal innerhalb all derer, die diese Schulen kennzeichnen?

Das Merkmal, das meiner Ansicht nach den geistig-geistlichen Einfluss des Opus Dei am besten definiert, ist die Einheit des Lebens – und sie muss es auch sein.

Dieser Ausdruck wurde vom hl. Josefmaria geprägt. Er bezieht sich, um es mit einfachen Worten zu sagen, auf die Übereinstimmung zwischen dem, was man denkt, sagt und tut… und dem was man sein und tun muss. Sie steht gleichsam für die Kohärenz und die Echtheit der gesamten Lebensführung. Die Erziehung prägt das ganze Leben, daher muss sie selbst von dieser Lebenseinheit geprägt sein, die bewirkt, dass sich dieser charakteristische Geist in jedem Augenblick des Lebens manifestiert. Sie ist der Schlussstein des Bogens, das was alles verbindet und ineinander greifen lässt.

Man muss bedenken, dass die Überzeugung, mit der jeder arbeitet, das Beispiel der persönlichen Haltung, der Einsatz und die Hingabe, mit der man arbeitet…, dass all das in die Erziehung einfließt und sie entscheidend prägt. Daher sollte es keine radikale Trennung geben zwischen denen, die lehren und denen, die lernen. Erziehung ist kein einseitiger Prozess, sondern eine Aufgabe aller Beteiligten, denn alle tragen zur Erziehung bei und alle ziehen Nutzen aus ihr. Und – das ist ein Erfahrungswissen – die wichtigen Lektionen, die wir, die Lehrer wie die Eltern, erhalten, kommen häufig durch die Kinder, durch die eigenen Kinder bzw. die Schüler.

Ich sagte vorhin, dass auch eine vom geistlichen Profil des Opus Dei inspirierte Schule angemessen oder unangemessen handeln wird. Es wird immer einen Unterschied zwischen Sein und Sollen geben, aber es muss klar bleiben, was wir werden sollen. Wir dürfen nie nachlassen in dem Bemühen, es zu werden.

Das gilt für die Institutionen wie für die Menschen. Vom Opus Dei zu sein hilft uns bei dem beständigen Bemühen, besser zu werden, aber es ist keine Versicherung gegen den Irrtum. Ein Mensch, der von Werk ist oder nach dem Geist des Werkes zu leben versucht, ist weder intelligenter noch hört er auf irrtumsfähig zu sein, noch ist er ipso facto frei von persönlichen Irrtümern. Aber in seiner Seele leuchtet ein Licht, das Licht einer göttlichen Berufung, eine besondere Gnade Gottes, ein Streben nach Heiligkeit, wodurch sein Leben einen Sendungsauftrag erhält.

Dasselbe könnte man von einer Erziehungseinrichtung, von einer körperschaftlichen Einrichtung des Opus Dei, sagen: Dort werden Dinge richtig und falsch gemacht, es gibt Stärken und Schwächen, aber dahinter steht immer ein Auftrag, ein göttliches Licht, das jedem dort bewusst macht, zu einer besonderen Aufgabe berufen zu sein.

- Könnten Sie noch weitere Merkmale nennen?

Der hl. Josefmaria betonte immer seine Wertschätzung der menschlichen Tugenden – Wahrheitsliebe, Aufrichtigkeit, Natürlichkeit, Vertrauen, Loyalität, Optimismus, Großzügigkeit, Hochherzigkeit – im freundschaftlichen Umgang mit den Schülern, den Eltern, unter den Lehrern, usw. Ein christliches Fundament muss in einer persönlich gestalteten Beziehung zu den anderen durchscheinen, in der Wertschätzung jeder Einzelperson, im effektiven Wunsch, dass niemand sich je als Teil einer Masse fühlt oder die Bitterkeit der Einsamkeit spürt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Liebe zur Arbeit. Der hl. Josefmaria hob immer hervor, dass wir „in der Arbeit – in der edlen schöpferischen Anstrengung der Menschen – nicht nur einen der höchsten menschlichen Werte sehen sollen, ein unverzichtbares Mittel zum Fortschritt der Gesellschaft und der immer gerechteren Ordnung der Beziehungen der Menschen untereinander, sondern auch ein Zeichen der Liebe Gottes zu seinen Geschöpfen und der Liebe der Menschen untereinander und zu Gott, kurz ein Mittel der Vervollkommnung und einen Weg der Heiligkeit“.

Der Berufswunsch eines jeden Menschen muss als Hintergrund die Vorstellung haben, dienen zu wollen, die eigenen Talente im Dienst an den anderen und an der Gesellschaft Frucht bringen zu lassen.

Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die die Dienstbereitschaft, der Wunsch, der Gesellschaft nützlich zu sein, dem Nächsten zu helfen und eine christliche Brüderlichkeit zu leben. Diese grundlegende Dienstbereitschaft zu haben ist, wie wir wissen, der Weg zum wahren Glück und zur wahren Freude. Und wenn wir den Jugendlichen von klein auf beibringen, Augen für die möglichen Bedürfnisse des Nächsten zu haben und zu versuchen, sie zu befriedigen, dienstbereit zu sein, immer für die anderen da zu sein, den Egoismus zu besiegen, dann leisten wir diesen Menschen und auch der Gesellschaft einen unschätzbaren Dienst. Dabei denke ich nicht nur an direkte Hilfeleistungen, sondern auch an die normale gut getane Arbeit und verweise auf das vorher über die Arbeit gesagte. Der Berufswunsch eines jeden Menschen muss als Hintergrund die Vorstellung haben, dienen zu wollen, die eigenen Talente im Dienst an den anderen und an der Gesellschaft Frucht bringen zu lassen. Die Arbeit sollte immer eine großzügige und opferbereite Widmung an die anderen Menschen einschließen, den Versuch, ihnen das Leben angenehm zu machen, sie darf nie ein egoistisches Ziel in sich sein.

Das bedeutet Erziehung zu einer echten Sozialkompetenz. Kein menschliches Drama darf uns fremd sein. Es gilt, viele Projekte und Veranstaltungen im Hinblick auf die Förderung der Solidarität, auf die Ausübung der Werke der Barmherzigkeit anzubieten. Bei all dem sollten wir jedoch nicht vergessen, im eigenen Zuhause damit anzufangen. Die Sorge um das Gemeinwohl ist sehr wichtig, wenn wir wollen, dass christlich motiviertes Handeln für die Jugendlichen selbstverständlich wird. Der hl. Josefmaria schrieb, dass „ein Mensch oder eine Gesellschaft, die nicht auf Not und Ungerechtigkeit reagieren und sich nicht bemühen, sie zu lindern, kein Mensch und keine Gesellschaft nach dem Maße des liebenden Herzens Christi sind“. Und das hat er nicht nur geschrieben, sondern unermüdlich gelehrt. Im Laufe seines Lebens hat er zahlreiche wichtige Sozialinitiativen in vielen Ländern der Welt angestoßen und gefördert, viele von ihnen im Bereich von Erziehung und Bildung. Über dieses Thema wie über alle Themen muss man reden, aber auch handeln, sozusagen Worte und Nahrung verteilen.

Als weiteres Basiselement ließe sich eine grundsätzlich positive Sicht der Dinge nennen. Der Gründer des Opus Dei sagte, wir sollten vor alles, was wir tun, das „Pluszeichen“ setzen, ihm einen positiven Sinn geben. Und um der Erziehungsaufgabe diesen positiven Sinn zu geben, muss man damit beginnen, die Leute mit wohlwollendem Blick anzuschauen, sie zu schätzen, an sie zu glauben. Das hat überraschend positive Folgen. Wir alle sind irgendwann einmal durch kleine Krisen gegangen, wir haben Augenblicke erlebt, in denen wir kein Selbstvertrauen hatten. Und vielleicht sind wir damals jemandem begegnet, der an uns glaubte, der auf uns setzte, und das hat uns geholfen über uns hinaus zu wachsen und jene Situation zu überwinden.

Der Geist der Freiheit muss ein weiteres Merkmal einer Bildungseinrichtung sein, die von der Botschaft des Opus Dei inspiriert ist. Dabei geht es darum, dass die Leute in Freiheit erzogen werden. Wozu gleich zu sagen ist, dass das äußerst schwierig ist, denn in Freiheit erziehen bedeutet nicht einfach, Freiheit zu geben, das tut jeder, sondern in Freiheit zu lehren, die Freiheit gut zu benutzen.

Jedenfalls entstehen die apostolischen Einrichtungen des Opus Dei immer und überall mit ganz eigenen Merkmalen und weisen eine bemerkenswerte Vielfalt auf. Man kann das überprüfen, indem man die Webseite von apostolischen Initiativen des Opus Dei besucht.

Besuchen Sie für weitere Informationen (auf spanisch) die Webseite von Tajamar