Ain Karim, der Heimatort des Vorläufers

Das Dorf Ain Karim liegt 6 km westlich der Altstadt des heutigen Jerusalems. Alten Traditionen zufolge befand sich dort auch das Haus des Zacharias und der Elisabeth. Dorthin machte sich Maria auf, nachdem sie durch die Verkündigung des Engels von der Schwangerschaft Elisabeths erfahren hatte. Drei Monate später kam für Elisabeth die Zeit ihrer Niederkunft; also kam dort Johannes der Täufer zur Welt.

Spuren unseres Glaubens

Grafik: J. Gil

Wege durch das Heilige Land

Das Dorf Ain Karim liegt 6 km westlich der Altstadt des heutigen Jerusalems. Seine Gebäude, die größtenteils aus einem sehr hellen Stein erbaut sind, ziehen sich in Terrassen an den Hügeln empor zwischen Wäldern aus Pinien und Zypressen, die sich mit Weinbergen und Olivenplantagen abwechseln. Man vermutet, dass zur Zeit Jesu die Stadt vornehmlich von Priestern und Leviten bewohnt war, da die Nähe zum Tempel den Tempeldienst, der alle 6 Monate wechselte, erleichterte. Alten Traditionen zufolge befand sich dort auch das Haus des Zacharias und der Elisabeth. Dorthin machte sich Maria auf, nachdem sie durch die Verkündigung des Engels von der Schwangerschaft Elisabeths erfahren hatte (Lk 1,39). Drei Monate später kam für Elisabeth die Zeit ihrer Niederkunft (Lk 1,57); also kam dort Johannes der Täufer zur Welt.

Diese Geschehnisse, die bei Lukas erwähnt werden, spiegeln sich heute in zwei Kirchen wider, die des Besuchs von Maria bei Elisabeth, die etwas erhöht liegt und über den südlichen Teil des Dorfes herausragt, in dessen Nähe ein Brunnen liegt, der seit Jahrhunderten die Einwohner mit Wasser versorgt hat; und die Johannes des Täufers, die den Ort seiner Geburt markiert und sich mehr im Dorfzentrum befindet. Beide gehören seit dem 17. Jahrhundert dem Verein des Heiligen Landes.

Die Kirche der Heimsuchung

Maria betrat das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Als Elisabeth den Gruß Marias hörte hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabeth vom hl. Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: „Gesegnet bist Du mehr als alle anderen Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herren zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich Deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.“ (Lk 1,40-45)

Die Kirche der Heimsuchung liegt auf einer Anhöhe, von der man einen Blick über das ganze Dorf Ain Karim und seine Umgebung hat. Am Ende des Aufstiegs stößt man auf auf einen künstlerisch gestalteten Gartenzaun, der den Eingang zu einem lang geformten Innenhof bildet. Auf der linken Seite gibt es an einer der Kirchenwände ein Mosaik, das die Reise Mariens von Nazareth zu Elisabeth auf dem Rücken eines Esels zeigt. Maria wird dabei von Engeln umgeben dargestellt. Auf der rechten Seite nahe der Eingangstür zeigt eine Skulptur die Begrüßung Marias durch Elisabeth. Im Hintergrund ist in verschiedenen Sprachen das Magnifikat, das Maria bei der Begrüßung ausrief, niedergeschrieben.

Die Basilika der Heimsuchung in Ain Karim. Foto: Nicola e Pina (Panoramio).

Meine Seele preist die Größe des Herrn, *

und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.

Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. *

Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.

Denn der Mächtige hat Großes an mir getan,*

und sein Name ist heilig.

Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht *

über alle, die ihn fürchten.

Er vollbringt mit seinem Arme machtvolle Taten: *

Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;

er stürzt die Mächtigen vom Thron*

und erhöht die Niedrigen.

Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben *

und lässt die Reichen leer ausgehen.

Er nimmt sich seines Knechtes Israel an *

und denkt an sein Erbarmen,

das er unsern Vätern verheißen hat, *

Abraham und seinen nachkommen auf ewig.

Lk 1, 46-55

Die archäologischen Ausgrabungen haben gezeigt, dass der christliche Kult an diesem Ort bis in die byzantinische Zeit zurück zu verfolgen ist. Bis zur Ankunft der Kreuzfahrer wurde an dieser Stelle noch an ein anderes Ereignis erinnert, das der Begegnung zwischen Elisabeth und Maria vorausgeht. Das Protoevangelium des Jakobus berichtet in einer apokryphen Fassung aus dem 2. Jahrhundert von der Flucht Elisabeths mit ihrem Sohn, die durch die Anordnung des Herodes für Bethlehem und das gesamte Umland ausging, alle Kinder bis zum Alter von 2 Jahren zu töten.(Mt 2,16) Die Erinnerung an diese Tradition wird in der Krypta der Kirche noch wachgehalten. Man betritt die Krypta vom Innenhof aus und gelangt in eine Kapelle mit rechteckigem Grundriss, die wohl aus einer alten schon bestehenden Grotte für den Kult zu einer Kapelle umgestaltet wurde. Über dem Ganzen wölbt sich ein steinernes Dach. Am Ende des Raums gibt es einen Brunnen, der von einer Quelle gespeist wird. An der rechten Seite wird in einer Nische ein Felsvorsprung verehrt, der für das Versteck Johannes des Täufers gehalten wird.

Die Kirche der Heimsuchung, die über der Krypta errichtet wurde, konnte 1940 beendet werden. Sie entstand im Wesentlichen über dem Gebäude, das schon im 12. Jahrhundert von den Kreuzfahrern errichtet wurde. Man gelangt ins Innere durch eine Treppe, die von Hof ausgeht und zunächst durch eine gartenähnliche Anlage führt. Im Inneren der Kirche zeigen malerische Motive die Verehrung der Muttergottes im Verlauf der Jahrhunderte. Dargestellt sind: Die Vermittlung Mariens bei der Hochzeit zu Kana, Maria als Zufluchtsort, unter deren Mantel alle Schutz suchen, die Verkündigung des Dogmas der Mutterschaft Mariens auf dem Konzil zu Ephesus, die Verteidigung der unbefleckten Empfängnis durch den seligen Dun Scotus, und die Anrufung der Muttergottes als Hilfe der Christen während der Schlacht von Lepanto.

Die Kirche der Heimsuchung zeigt die Verherrlichung Mariens die Jahrhunderte hindurch. Foto: Alfonso Puertas.

Die Kirche Johannes des Täufers

"Für Elisabeth kam die Zeit ihrer Niederkunft und sie brachte einen Sohn zur Welt. Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen ihr der Herr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr. Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben. Seine Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll Johannes heißen.

Sie antworteten ihr:

Es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt.

Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das Kind haben solle.

Er verlangte ein Schreibtäpfelchen und schrieb zum Erstaunen aller darauf: Sein Name ist Johannes." (Lk 1, 57-63)

Die Kirche Johannes des Täufers ist an dem Ort errichtet, den die Tradition mit dem Haus von Zacharias und Elisabeth identifiziert. Es ist ja der Ort, an dem der Täufer geboren wurde. Ähnlich wie bei der Kirche der Heimsuchung sind die Mauern mit dem Hymnus Benedictus in verschiedenen Sprachen verziert, der damals erstmals erklang.

Luftansicht der Kirche Johannes des Täufers. Foto: Israel Tourism (Flickr).

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! *

Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen;

er hat uns einen starken Retter erweckt *

im Hause seines Knechtes David.

So hat er verheißen von alters her *

durch den Mund seiner heiligen Propheten.

Er hat uns errettet vor unsren Feinden *

und aus der Hand aller, die uns hassen;

er hat das Erbarmen an den Vätern mit uns vollendet /

und an seinen heiligen Bund gedacht *

an den Eid, den er unserm Vater Abraham geschworen hat;

er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, /

ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit *

vor seinem Angesicht all unsre Tage.

Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; /

denn du wirst dem Herrn vorangehen *

und ihm den Weg bereiten.

Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken *

in der Vergebung der Sünden.

Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes *

wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe,

um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes *

und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. *

Wie im Anfang so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit.

Amen.

Lk 1, 68-79

Das heutige Heiligtum hat die Struktur der Vorgängerkirche, die von den Kreuzfahrern errichtet wurde, weitgehend bewahrt. Ihm liegt wahrscheinlich noch eine ältere byzantinische Kirche zugrunde. Die im 17. und 20. Jahrhundert nötigen Restaurierungsarbeiten dienten gleichzeitig der Verschönerung und wurden von mehreren wertvollen archäologischen Studien begleitet. Es handelt sich um eine dreischiffige Kirche mit einer Kuppel im Kreuzgang sowie einer ausgegrabenen Grotte, die sich in der Apsis des nördlichen Teils befindet. Sie gehört zweifellos zum Teil eines jüdischen Hauses, das aus dem 1. Jh. stammt. Der Tradition zu Folge soll es sich um das Haus des Zacharias handeln. Unter dem Altar ist eine lateinische Inschrift angebracht, die angibt, dass hier Johannes der Täufer geboren wurde. Hic Præcursor Domini natus est.

Ein Geheimnis der Freude

"Fröhlich in der Hoffnung": die Atmosphäre, die die Szene des Besuchs bei Elisabeth prägt ist die Freude: das Geheimnis der Heimsuchung ist ein Geheimnis der Freude: Johannes der Täufer jubelt freudig im Schoß der heiligen Elisabeth, diese freut sich am Geschenk der Mutterschaft und dankt dem Herrn dafür. Maria erhebt ihr Herz zu Gott und stimmt das "Magnificat" an, einen Hymnus, der voll messianischer Freude ist.

Aber was ist die geheimnisvolle, verborgene Quelle dieser Freude? Es ist Jesus, den Maria bereits durch das Wirken des Heiligen Geistes empfangen hat. So besiegt Maria schon jetzt alles, was die Wurzel aller Angst, Beklemmung und Traurigkeit ist: die Sünde. Sie überwindet so die demütigenden Sklaverei des Menschen.“ (Heiliger Johannes Paul II., Ansprache 31.05.1979)

Unter dem Altar wird der Geburtsort Johannes des Täufers verehrt. Foto: Alfonso Puertas.

Die eigene und die Erfahrungen anderer zeigt uns, dass es schlecht ist, egoistisch ohne Gott leben zu wollen: sich Gott zu nähern ist vielmehr eine Quelle der Freude. Wir erkennen dann, dass er in uns wohnt und er ist unter uns wie ein Freund, ein Bruder, der uns begleitet und uns bestärkt in dem Wunsch, den Willen des Vaters zu erfüllen.“ Seid niemals traurige Menschen: ein Christ darf das niemals sein! Lasst euch niemals von Mutlosigkeit überwältigen! Unsere Freude entspringt nicht aus dem Besitzen vieler Dinge, sondern daraus, einer Person begegnet zu sein: Jesus, der in unserer Mitte ist; sie entspringt aus dem Wissen, dass wir mit ihm niemals einsam sind, selbst in schwierigen Momenten nicht, auch dann nicht, wenn der Lebensweg auf Probleme und Hindernisse stößt, die unüberwindlich scheinen, und davon gibt es viele!“ (Franziskus, Predigt, 24.3.2013)

Angesichts der Bedrohung durch die Mutlosigkeit, die teils von äußeren Schwierigkeiten herrührt – und vielleicht noch häufiger – aus der Erkenntnis der persönlichen Schwäche kommt, kann uns der Rat des hl. Josefmaria helfen: Sei einfach. Öffne dein Herz. Noch ist nicht alles verloren. Du kannst jetzt noch vorankommen, indem du mehr liebst und dich stärker bemühst.

“Suche die Nähe zur Heiligsten Menschheit Jesu...Er wird in deine Seele den unstillbaren Hunger und das unbändige Verlangen einsenken, sein Antlitz zu schauen. In diesem Sehnen, das auf Erden keine Sättigung finden kann, wirst du oft Trost finden.“ (Der Kreuzweg, 7. Station, Punkt 2)

Kinder Gottes sind wir. Träger der einzigen Flamme, die die Wege der Menschen auf Erden zu erhellen vermag: des einzigen Lichtes, vor dem Finsternis, Dämmerung, Schatten für immer entweichen.

Der Herr bedient sich unser als Fackeln, damit dieses Licht hell erstrahlt…

Birg dich in der Gotteskindschaft: Gott ist dein Vater, der dich unendlich liebt. Das ist dein Halt, dein Hafen, wo du vor Anker gehen kannst, was auch immer dir zustößt.

An uns liegt es, dass viele Menschen nicht im Dunkel stehen bleiben, sondern Wege gehen, die zum ewigen Leben führen. (Im Feuer der Schmiede, Nr. 1)

Pflicht eines jeden Christen ist es, den Frieden und das Glück überallhin auf Erden zu tragen: ein Kreuzzug der Seelenstärke und der Freude, der auch stumpfe und verderbte Herzen wachzurütteln und wieder Gott zuzuwenden vermag. (Die Spur des Sämanns, Nr. 92)

Das unendlich weite Feld der Seelen, die auf dich warten, und die gewaltige Verantwortung für sie lassen vielleicht auch in dir- wie es mir manchmal geschieht-den Gedanken aufkommen: Und dies alles soll meinen schwachen Kräften anvertraut werden? Mir, der ich so wenig tauge?

Schlagen wir das Evangelium auf und betrachten wir, wie Jesus den Blindgeborenen heilt: Er macht einen Teig aus Erde und Speichel. Das ist das Heilmittel, das den blinden Augen die Sehkraft zurückgibt.

Dieser Teig - das sind wir: Im Bewusstsein unserer Schwachheit und unserer Ohnmacht, aber mit der Gnade Gottes und unserem guten Willen werden wir zum Heilmittel, das sehend macht, das die anderen und uns selbst stärkt. (Im Feuer der Schmiede, Nr. 370)

Interessante Links:

Webseite des Vereins vom Heiligen Land über die Kirche von Johannes dem Täufer

Webseite des Vereins vom Heiligen Land über die Kirche der Heimsuchung

Video des Vereins vom Heiligen Land über Ain Karim