War es nur Zufall?

Marlies Bopp, Lehrerin, Hauswirtschaftsmeisterin, Essen

Als ich 1967 nach Rom kam, um ein Studium am Internationalen Kolleg des Opus Dei zu absolvieren, lernte ich den hl. Josefmaria sofort im ersten Beisammensein kennen. Es war der 16. November. In Deutschland hatte ich viel vom Vater, wie wir ihn bereits damals nannten, gehört und einige Photos von ihm gesehen, auf denen er sehr ernst dreinblickte.

Daher war ich verständlicherweise sehr gespannt auf meine erste persönliche Begegnung – und sehr überrascht, als er kam. Er war spontan und natürlich, hatte eine schnelle Auffassungsgabe und strahlte eine große menschliche Nähe, Heiterkeit und Lebenslust aus. Allen wandte er sich ohne Unterschied mit der gleichen Herzlichkeit zu.

Dieses Bild des nunmehr Heiligen habe ich nie mehr vergessen: Für den Gründer des Opus Dei war ganz offensichtlich das Werk und alle die ihm angehörten, zunächst „Familie“, wo feierliche Gesten fehl am Platze waren. Auffällig war auch, wie er durch liebevolle Worte und hilfreiche Anweisungen den Japanerinnen, die sich in einer für sie noch ungewohnten Umgebung befanden, die Umstellung im Essen und auf viele neue Gewohnheiten zu erleichtern versuchte. Sie dankten es ihm von Herzen und fühlten sich nach einiger Zeit ganz wie zu Hause.

Ein Zeitsprung: Als meine Mutter nach ihrem dritten Schlaganfall in ein Pflegeheim umziehen musste, leistete ich ihr täglich Gesellschaft. Da sie trotz aller Bemühungen ihre Sprechfähigkeit nicht mehr wiedererlangte, las ich ihr vor, fuhr sie im Rollstuhl nach draußen, erzählte ihr Geschichten und von meinem Leben. Oft betete ich zum hl. Josefmaria um eine gute Sterbestunde für sie. Diese kam am 16. November, dem Tag, an dem ich ihn kennen gelernt hatte. Sie starb mit einem Lächeln auf den Lippen.